Pille für den Mann: 37 Jahre Forschung später
Verhütung für den Mann und Verhütung ohne Hormone sind Themen, die Mann und Frau gleichermaßen betreffen. Die Pille für den Mann ist seit fast vier Jahrzehnten ein Forschungsthema, das Paare in Deutschland bewegt. Während Frauen bereits seit den 1960er Jahren mit der Antibabypille verhüten können, warten Männer noch immer auf eine vergleichbare Option jenseits von Kondom / Femidom und Vasektomie. Wir zeigen die komplette Entwicklungsgeschichte von 1987 bis heute und erklären, warum die nächsten Jahre entscheidend sein könnten.
Die Pille für den Mann kommt voraussichtlich in den nächsten fünf Jahren. Der vielversprechende Wirkstoff YCT529 hat 2024 erfolgreich die erste Studienphase abgeschlossen. Experten rechnen mit einer Markteinführung zwischen 2028 und 2030, sofern die weiteren klinischen Studien positiv verlaufen.
Warum brauchen wir eine Pille für den Mann?
In einer Zeit, die von Bestrebungen nach Gleichberechtigung und gemeinschaftlicher Verantwortung geprägt ist, wird die traditionell ungleiche Last der Verantwortung für Verhütung, die hauptsächlich von Frauen getragen wird, zunehmend überholt. Das wachsende Bewusstsein für Gleichberechtigung unterstreicht die Notwendigkeit, Männer aktiv in die Empfängnisverhütung einzubinden. Die Entwicklung einer Pille für den Mann könnte diese Dynamik verändern, indem sie Männern ermöglicht, aktiv an der Empfängnisverhütung teilzunehmen und den Weg zu einer gerechteren Verteilung der Verhütungsverantwortung eröffnen. So steht die Pille für den Mann symbolisch für einen bedeutenden Fortschritt hin zu einer ausgewogeneren und gesünderen Zukunft in der Familienplanung. Denn am heutigen Tag gilt noch immer: ›There is currently no oral birth control option available to men to prevent pregnancy in their sexual partners.‹ (dt.: Derzeit gibt es für Männer keine orale Verhütungsmethode, mit der sie eine Schwangerschaft bei ihren Sexualpartnerinnen verhindern können.)
Zeitstrahl: Von 1987 bis 2025
1987
Beginn der Forschung
In einer wegweisenden doppelblinden, randomisierten Studie mit 75 Männern und Kontrollgruppe wurden erstmals systematisch die Grundlagen erforscht.
1990
Der erste große Erfolg
Eine multizentrische Studie mit 271 Männern ergab vielversprechende Ergebnisse zu einer hormonellen Pille für den Mann:
- 65 % der Teilnehmer erreichten ein vollständiges Fehlen von Spermien (Azoospermie)
- Durchschnittliche Zeit bis zur Wirkung: 120 Tage
- Pearl-Index: 0,8
bis 2015
Stille Phase
Während dieser Jahre wurde intensiv, aber weniger öffentlichkeitswirksam geforscht. Verschiedene Ansätze wurden verfolgt, von hormonellen bis zu nicht-hormonellen Methoden.
2016
Rückschlag
Eine Phase-II-Studie mit 320 Männern testete eine Kombinations-Injektion:
- Wirkstoffe: Norethisteronenantat und Testosteronundecanoat
- Erfolgsrate: 96 % erreichten ausreichende Spermiensuppression
- Aber: Die Studie musste wegen belastender Nebenwirkungen abgebrochen werden.
Fraglich wurde: Werden an männliche Verhütungsmittel höhere Sicherheitsstandards angelegt als an weibliche?
2019
Intensivforschung
Vier Studien belegen wachsendes Engagement:
- Phase-III-Studie mit über 300 Männern
- Neue Sicherheitsdaten von 100 Männern
- Präzisionsstudie mit 12 Männern
- 28-Tage-Studie mit 44 Männern
2023
Fokus auf hormonfrei
Präklinische Studien im Mausmodell eröffneten innovative Ansätz. Der Fokus verschiebt sich zunehmend auf hormonfreie Methoden.
2024
Der mögliche Durchbruch
Die aktuellste Forschung könnte den Wendepunkt markieren:
- Studiendesign: Phase-1a-Studie mit 16 Männern plus Tiermodelle
- Besonderheit: Nicht-hormonelle, orale Pille
- Ergebnisse: Hohe Wirksamkeit bei Mäusen, reversible Wirkung bei Primaten
- Bedeutung: Wegweisend für zukünftige Anwendungen (DOI: 10.1038/s43856-025-00752-7)
GyneFIX® als hormonfreie Brücke zur Pille für den Mann
Hormonfreie Verhütungsmöglichkeiten wie die Kupferkette GyneFIX® tragen bereits wesentlich zur Entlastung von Frauen bei. Doch nachvollziehbar ist, dass Frauen sich in einem anderen Ausmaß für die Verhütung und primär für den Schutz vor einer Schwangerschaft verantwortlich fühlen, denn immerhin geht es im Vergleich zum Mann darüber hinaus um den Schutz des eigenen Körpers. Ein Kind wächst nun mal im Bauch der Frau heran und nicht des Mannes. Dieser grundlegende biologische Unterschied hat vermutlich in der Vergangenheit das Bewusstsein für Verhütung von Mann und Frau zusätzlich beeinflusst.
Wir aber sind überzeugt: Gemeinsame Verantwortung beginnt jetzt und nicht erst im Jahr 2030. Während die Pille für den Mann noch mindestens 3 bis 5 Jahre auf sich warten lässt, können verantwortungsbewusste Paare bereits heute den ersten Schritt zu einer gerechteren Verhütungsverteilung gehen. Die Kupferkette GyneFIX® verkörpert genau jene Prinzipien, die auch die zukünftige Pille für den Mann auszeichnen sollen:
- völlig hormonfrei und keine Beeinträchtigung des natürlichen Hormonhaushalts,
- keine tägliche Aufmerksamkeit erforderlich,
- sofort reversibel bei einem Kinderwunsch sowie
- langfristige Sicherheit für 5 oder 10 Jahre.
So könnte die Pille für den Mann aussehen
Zunächst sei betont, dass an dieser Stelle die Pille für den Mann nicht konkret als Alternative zum Kondom genannt ist. Kondome dienen gleichermaßen dem Schutz vor einer Befruchtung und gleichermaßen Schutz vor der Infektion mit sexuell übertragbaren Krankheiten. Das bedeutet, unabhängig davon, von welcher Art von Wirkstoff oder Pille im Folgenden gesprochen wird: Den Schutz, den ein Kondom vor einer Infektion mit Geschlechtskrankheiten bietet, den bietet eine Pille nicht!
Was genau steckt also hinter dem Konzept der Pille für den Mann? Und ist sie vergleichbar mit der Antibabypille, die seit den 1960er-Jahren unzähligen Frauen als Verhütungsmittel ans Herz gelegt wird? Zunächst sei betont, dass es bis heute kein Präparat auf dem Markt gibt. Die aktuellen Verhütungsmethoden für den Mann beschränken sich auf die verantwortungsvolle Nutzung eines Kondoms oder eine Vasektomie. Primär begründet liegt das an dem Maß an Nebenwirkungen, welches der Markteinführung einer Pille für den Mann im Wege stehe, sowie an der Komplexität des Wirkmechanismus im männlichen Körper. Fraglich sei an dieser Stelle, ob die Akzeptanz der Nebenwirkungen der Pille für die Frau gleichgestellt ist oder ob bei dieser mehr Risiken in Kauf genommen werden. Das jedoch soll nicht das Thema dieses Beitrages sein und ist subjektiv zu bewerten.
Wie also können wir uns eine mögliche Pille für den Mann vorstellen? Ziel einer Pille für den Mann mit dem Wirkstoff YCT529 ist es, die Spermienproduktion sowie deren Freisetzung zu unterdrücken. Dieser hormonfreie Wirkstoff hemmt den Retinsäurerezeptor Alpha (RAR-a) und unterm Strich die Verfügbarkeit von Vitamin A im Hoden unterbindet, welches wiederum unerlässlich für die Produktion fruchtbarer Spermien ist.
Hier ein Überblick über den Wirkstoff YCT529 in einer Verhütungspille:
[Tabelle] Wirkstoff YCT529
YCT529 | |
---|---|
Wirkstoff | hochselektiver RARα-Antagonist |
Hemmung der | Spermienproduktion und -freisetzung |
Wirkung | Verfügbarkeit von Vitamin A im Hoden wird unterbunden |
Forschungstand [Juni 2024] | Eine Studie* am Menschen hat ergeben, dass die Pille zu 99% wirksam und 100 reversibel war |
Nebenwirkungen | keine |
Anwendung | Tägliche Pilleneinnahme |
*Eine Studie der YourChoice Therapeutics [Juni 2024]
Pille für den Mann Nebenwirkungen
›Die Ergebnisse sind ein überzeugender Beleg dafür, dass YCT-529 für Männer sicher und gut verträglich ist, und legen eine gute Grundlage für weitere Studien.‹
Nadja Mannowetz, Chief Science Officer von YourChoice Therapeutics
Gesellschaftliche Akzeptanz in Deutschland
Eine online durchgeführte Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur erbrachte die Erkenntnis, dass eine Pille für den Mann gesellschaftliche Befürwortung hat. Die 2.032 Teilnehmer*innen in Deutschland stehen einer solchen Verhütungsmethode offen gegenüber, insofern sie einer Schwangerschaft vorbeugen würde. Aufseiten der Frauen ist die Zustimmung noch deutlicher zu sehen als aufseiten der Männer, denn mit 76 % stimmen sie einer Einführung der Pille für den Mann zu. Bei den Männern liegt die Zustimmung bei 63 %. Spannend zu sehen ist dabei, dass nur 37 % der Männer generell einverstanden wären mit der Einnahme einer Pille für den Mann, und gut ein Fünftel könnte sich das Verwenden nicht vorstellen und sagt Nein. Hierbei sei gesagt, dass die Umfrage nicht zwischen hormonellen und hormonfreien Präparaten unterscheidet. Hypothetisch ist es also möglich, dass bei einem hormonfreien Präparat die Einwilligung, mit einer solchen Pille zu verhüten, nochmals deutlich ansteigt. 25 % der befragten Männer enthielten sich der Frage.
Hier noch einmal die Ergebnisse der Umfrage als Übersicht:
- 76 % der Frauen befürworten eine Pille für den Mann
- 63 % der Männer befürworten eine Pille für dennn
- 37 % der Männer würden die Pille selbst nehmen
- 25 % der Männer sind noch unentschlossen
Appell an die Männer: Verantwortung beginnt heute
Bis es zu einer Markteinführung der Pille für den Mann kommt, sei es den Männern ans Herz gelegt, Frauen bei der Wahl einer passenden Verhütungsmethode zu unterstützen, emotional und finanziell. Denn ja, Verhütung kostet Geld, und das nicht wenig. In vielerlei Fällen ist der Zugang zu Verhütungsmitteln auch kostenlos: Mehr allgemeine Informationen dazu findest du hier.
Vier goldene Regeln haben wir zusammengeschrieben:
- Unterstützt eure Partnerin bei der Wahl einer Verhütungsmethode, die zu ihr passt!
- Beteiligt euch (oder übernehmt) die Kosten für die Verhütung!
- Informiert euch proaktiv über bestehende Möglichkeiten und haltet euch auf dem neuesten Stand!
- Zeigt Verständnis und Wertschätzung für die Belastungen, die Frauen seit Jahrzehnten tragen!
Fazit
In unserer modernen Gesellschaft, die die Gleichberechtigung hochhält, ist es unerlässlich, die Verhütungsverantwortung gerecht zwischen Partnern zu verteilen. Die Forcierung der Forschung an Verhütungsmethoden für den Mann ist entscheidend, um die bestehende Dysbalance zu überwinden und die Bedürfnisse der Frau stärker zu berücksichtigen. Eine faire Verteilung der Verhütungslast ist nicht nur ein Zeichen von Respekt, sondern auch ein notwendiger Schritt hin zu einer gleichberechtigten Partnerschaft, in der die Gesundheit und das Wohlergehen beider Partner Beachtung finden.
Nach 37 Jahren Forschung steht die Pille für den Mann vor dem Durchbruch, doch bis eine Pille für den Mann marktreif ist, können noch einige Jahre vergehen. Die große Zustimmung in der Gesellschaft Hoffnung auf Forschung und Weiterentwicklung. Das Zusammenspiel von Pharmaindustrie und hohem gesellschaftlichen Anspruch lässt offen, wann und in welcher Form moderne Verhütungsmethoden für den Mann zur Verfügbarkeit stehen werden. Für deutsche Paare bedeutet das: Die Zeit der einseitigen Verhütungsverantwortung neigt sich dem Ende zu. Bis es soweit ist, können Paare bereits heute mit Methoden wie der Kupferkette GyneFIX® einen Schritt in Richtung hormonfreier und partnerschaftlicher Verhütung gehen.
Stand: 26.07.2025
FAQ
Nein. Heute, im Jahr 2025, gibt es noch keine Verhütungspille für den Mann. Zwar scheint die Forschung hinsichtlich einer Pille für den Mann Fortschritte zu machen, jedoch ist zu erwarten, dass die Markteinführung einer Verhütungspille für den Mann noch mindestens einige Jahre andauert.
Eine Verhütungspille für den Mann ist derzeit weder in deutschen Apotheken noch online legal erhältlich!
Da es noch keine Pille für den Mann gibt, ist diese Frage hypothetisch zu beantworten. Wir schauen auf den untersuchten Wirkstoff YCT529: Eine solche Verhütungspille weist keine Nebenwirkungen auf. Sie wäre in Bezug auf die Nebenwirkungen und gesundheitlichen Risiken der Antibabypille für die Frau weit voraus.
Preise können noch nicht genannt werden. Als Orientierung: Die Antibabypille für Frauen kostet in Deutschland zwischen 20 und 60 Euro für drei Monate.