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Harnwegsinfekt bei Frauen: Aktuelle Leitlinie

Harnwegsinfektionen (HWI) zählen weltweit zu den häufigsten Infektionskrankheiten und beeinträchtigen besonders die Lebensqualität von Frauen. Typische Beschwerden wie Brennen beim Wasserlassen, häufiger Harndrang und Unterbauchschmerzen sind vielen Betroffenen bekannt. Neben akuten Beschwerden können Harnwegsinfekte auch chronisch verlaufen oder zu Komplikationen führen. In diesem Artikel erfährst du, wie Blasenentzündungen entstehen, welche Ursachen und Risikofaktoren es gibt und welche Maßnahmen zur Prävention sinnvoll sind.

Was ist ein Harnwegsinfekt (HWI)?

Ein Harnwegsinfekt ist eine von, meist bakteriellen Krankheitserregern, verursachte Infektion der ableitenden Harnwege. Dazu zählen Harnröhre, Blase, Harnleiter und Nierenbecken. Besonders häufig sind Harnwegsinfekte bei Frauen, die dann gerne von per se von einer Blasenentzündung sprechen: Rund 60 % aller Frauen erkranken mindestens einmal im Leben an einem symptomatischen HWI¹. Die Inzidenz steigt mit dem Alter deutlich an, und auch Kinder, Schwangere und ältere Menschen sind besonders gefährdet. Harnwegsinfekte sind zudem die häufigsten im Krankenhaus erworbenen Infektionen (nosokomiale Infektionen).

Ursachen und Risikofaktoren

Die häufigste Ursache eines Harnwegsinfekts ist das Aufsteigen von Bakterien – in circa 80 % der Fälle Escherichia coli (E. coli)¹ aus der körpereigenen Darmflora, über die Harnröhre, in die Blase. Ebenso erfolgt die Infektion häufig über Geschlechtsverkehr, da so die besprochenen Bakterien in den Harntrakt wandern können. Zu den wichtigsten Risikofaktoren einer solchen Blasenentzündung zählen:

  • das weibliche Geschlechtsorgan, da es eine deutlich kürzere Harnröhre aufweist,
  • sexuelle Aktivität (›Honeymoon-Zystitis‹),
  • mangelnde Flüssigkeitszufuhr – Du trinkst zu wenig!,
  • Unterkühlung,
  • Schwangerschaft,
  • Diabetes mellitus,
  • Katheterisierung und andere instrumentelle Eingriffe,
  • Verwendung bestimmter Verhütungsmethoden, die die Scheidenflora beeinflussen, wie ein Diaphragma oder Spermizide, 
  • Harnabflussstörungen,
  • anatomische Veränderungen, 
  • die Menopause (veränderter vaginaler pH-Wert) und
  • ein geschwächtes Immunsystem.

Auch eine vorherige Antibiotikatherapie kann das Risiko erhöhen, da sie die schützende Scheidenflora beeinträchtigen kann. Wiederkehrende Harnwegsinfekte sind häufig und betreffen insbesondere Frauen mit bestimmten genetischen oder immunologischen Prädispositionen.

Merke: Für schwangere Frauen gelten als zusätzliche Risikofaktoren für eine Blasenentzündung Adipositas, Sichelzellenanämie sowie eine Chlamydieninfektion.

Blasenentzündung Symptome

Typische Symptome einer Blasenentzündung (Zystitis) sind

  • Brennen beim Wasserlassen (Dysurie),
  • häufiger Harndrang (Pollakisurie),
  • imperativer Harndrang (wenn du denkst, du musst, aber es kommt nichts),
  • Unterbauchschmerzen,
  • trüber oder übel riechender Urin und
  • ggf. Blut im Urin (Hämaturie).

Bei einer Nierenbeteiligung oder Nierenbeckenentzündung kommen Flankenschmerzen und Fieber hinzu. Bedenke aber, dass Harnwegsinfektionen auch asymptomatisch verlaufen können, insbesondere bei älteren Menschen und Kindern. Das bedeutet, dass keine erkennbaren Symptome auftreten, obwohl eine Infektion vorliegt.

Klassifikation von Harnwegsinfekten

Nicht jede Harnwegsinfektion ist gleich eine Blasenentzündung, wie allseits bekannt. Harnwegsinfekte werden nach Lokalisation und Schweregrad unterschieden und entsprechend auch unterschiedlich therapiert:

  • Untere Harnwegsinfektion: Betrifft Harnröhre (Urethritis) und Blase (Zystitis)
  • Obere Harnwegsinfektion: Betrifft Nierenbecken und Nierengewebe (Pyelonephritis)
  • Unkomplizierter HWI: Keine relevanten anatomischen oder funktionellen Anomalien, meist bei gesunden Frauen
  • Komplizierter HWI: Vorliegen von Risikofaktoren wie Schwangerschaft, Diabetes mellitus, Harnabflussstörungen

Hinzu kommt die rezidivierende Harnwegsinfektion, wenn die Infektion mindestens 2x im Halbjahr oder 3x im Jahr auftritt. Frauen, die darunter leiden, sollten sich den Abschnitt ›Prävention: Evidenzbasierte Strategien‹ aufmerksam durchlesen!

So wird die Diagnose gestellt

Die Diagnose eines Harnwegsinfekts basiert auf der Anamnese (Beschwerden, Risikofaktoren) mit der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt, einer Urinuntersuchung (Teststreifen auf Leukozyten, Nitrit, Blut) und ggf. einer Urinkultur zur Erregerbestimmung. In der Regel sind keine weiteren Verfahren nötig, um die Diagnose zu stellen.

Wenn du das Gefühl einer Blasenentzündung bereits kennst, brauchst du nicht zwingend sofort eine Praxis oder gar das Krankenhaus aufzusuchen. In vielen Fällen bekämpft der Körper eine Blasenentzündung von allein wieder. Jedoch ist es wichtig, dass du auf deinen Körper und deine Symptome achtest und keinesfalls unterschätzt, welche Risiken eine Blasenentzündung birgt, die bestehen bleibt!

Blasenentzündung loswerden: Tipps

Im Jahr 2024 wurde von der internationalen WikiGuidelines-Group eine Leitlinie veröffentlicht, die eine evidenzbasierte Behandlung von Harnwegsinfektionen vorstellt. Wir haben aus dieser Leitlinie einige Faktoren herausgeschrieben und stellen sie dir hier vor:

Zunächst gibt es einige Basismaßnahmen, die du einleiten solltest, egal welche Art der Harnwegsinfektionen bei dir diagnostiziert wurde. Hast du deine Beschwerden bisher nicht abklären lassen, so kannst du Folgendes mit gutem Gewissen tun, denn weniger als nicht helfen kann es nicht.

  1. Ausreichende Flüssigkeitszufuhr: Zusätzliche 1,5 Liter Wasser oder ungesüßten Tee pro Tag können die Zahl von HWI verringern.²
  2. Häufige Blasenentleerung: Versuche nicht ›einzuhalten‹, auch wenn du jetzt wahrscheinlich deutlich öfter auf die Toilette musst.
  3. Vermeidung von Kälte: Halte die Blase warm!

Antibiotikatherapie

Bei unkomplizierten Harnwegsinfekten bei Frauen werden meist Fosfomycin, Nitrofurantoin oder Pivmecillinam eingesetzt. Die Therapiedauer beträgt in der Regel 3 bis 5 Tage. Bei komplizierten Infektionen, Schwangeren oder Männern kommen andere Antibiotika zum Einsatz, und die Behandlung wird individuell angepasst. Die zunehmende Antibiotikaresistenz erfordert einen verantwortungsvollen Einsatz der Antibiotika.

Hausmittel und unterstützende Maßnahmen

Du kannst zusätzlich nachhelfen und deinen Körper (natürlich) unterstützen, indem du

  • Schmerzmittel wie Ibuprofen in Maßen einnimmst.
  • Pflanzliche Präparate wie Kapuzinerkresse und Meerrettichwurzel (bei häufigen Rezidiven empfohlen) ergänzt.

Beachte: Hausmittel wie Wärme (Wärmflasche) oder Blasen- und Nierentees können die Beschwerden definitiv lindern, ersetzen, aber keine gezielte und ärztlich begleitete Therapie!

Prävention: Evidenzbasierte Strategien

Du kannst Harnwegsinfektionen vorbeugen und gewisse Routinen in deinen Alltag integrieren, um die Entstehung einer Blasenentzündung zu vermeiden. Insbesondere, wenn du anfällig bist für diese Art von Infektionen, solltest du jetzt genau aufpassen:

Hygienemaßnahmen und Lebensstil

Diese einfachen Hygiene-Regeln solltest du sorgfältig befolgen, und schon ist das Risiko etwas minimiert.

  • Intimhygiene: Abwischen von vorn nach hinten
  • Wasserlassen nach dem Geschlechtsverkehr
  • Vermeidung von Unterkühlung
  • Regelmäßige Blasenentleerung

Ernährung und pflanzliche Präparate

Das wohl bekannteste sind hier die Cranberry-Produkte. Haben diese ausreichend Proanthocyanidine (36 mg/Tag), so können sie das Risiko für wiederkehrende Harnwegsinfekte bei Frauen senken. Auch Probiotika und D-Mannose werden diskutiert, die Studienlage ist jedoch heterogen.

Hormonelle Maßnahmen

Besonders postmenopausale Frauen haben hier die Möglichkeit, vaginales Östrogen zu nutzen, um wiederkehrenden Harnwegsinfekten vorzubeugen.

Medikamentöse Prophylaxe

Kontinuierliche oder postkoitale Antibiotikaprophylaxe (z. B. Nitrofurantoin oder Trimethoprim/Sulfamethoxazol) kann bei häufigen Rezidiven erwogen werden, sollte aber sorgfältig abgewogen werden, um Resistenzen und Nebenwirkungen zu vermeiden.

Methenamin-Hippurat ist eine nicht-antibiotische Option zur Rezidivprophylaxe bei Patientinnen ohne Inkontinenz und mit normaler Blasenfunktion.

Harnwegsinfektionen und Verhütung

Bestimmte Verhütungsmethoden erhöhen das Risiko für eine Harnwegsinfektion, da sie die natürliche Scheidenflora beeinträchtigen und das Eindringen von Keimen und Bakterien begünstigen können. Hormonfreie Verhütungsmethoden wie die Kupferkette GyneFIX®  beeinflussen das Risiko für Harnwegsinfekte nach aktuellem Kenntnisstand nicht negativ und sind daher für Frauen mit wiederkehrenden Harnwegsinfekten eine sinnvolle Alternative.

Fazit

Harnwegsinfektionen und Blasenentzündungen sind ein häufiges und belastendes Krankheitsbild, insbesondere für Frauen. Die Behandlung erfolgt meist erfolgreich mit Antibiotika, doch auch Hausmittel und Präventionsmaßnahmen spielen eine wichtige Rolle. Wer wiederholt unter Blasenentzündungen leidet, sollte gemeinsam mit seiner Ärztin oder seinem Arzt nach individuellen Ursachen und Lösungen suchen – auch im Hinblick auf die Wahl des Verhütungsmittels. Die aktuelle Studienlage unterstreicht die Bedeutung eines verantwortungsvollen Umgangs mit Antibiotika und evidenzbasierter Präventionsstrategien und legt gleichermaßen offen, dass keine klaren Empfehlungen ausgesprochen werden können, da Daten fehlen.

Mit ausreichend Wasser und der richtigen Intimhygiene kannst du jedenfalls schon viel Unheil vermeiden! Und bemerkst du erste Anzeichen einer Blasenentzündung, so solltest du schnellstmöglich zumindest die Basismaßnahmen einleiten und dir je nach Situation einen Termin in deiner Frauenarztpraxis vereinbaren!

Quellen

¹DocCheck Flexikon: Harnwegsinfekt. https://flexikon.doccheck.com/de/Harnwegsinfekt (Stand 25. April 2025)

²Nelson Z, Aslan AT, Beahm NP, et al. Guidelines for the Prevention, Diagnosis, and Management of Urinary Tract Infections in Pediatrics and Adults: A WikiGuidelines Group Consensus Statement. JAMA Netw Open. 2024;7(11):e2444495. https://jamanetwork.com/journals/jamanetworkopen/fullarticle/2825634

Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF): S3-Leitlinie Epidemiologie, Diagnostik, Therapie, Prävention und Management unkomplizierter, bakterieller, ambulant erworbener Harnwegsinfektionen bei Erwachsenen (HWI). Registernummer: 043-044, Langversion 3.0, Stand April 2024. https://register.awmf.org/assets/guidelines/043-044l_S3_KF2_Epidemiologie-Diagnostik-Therapie-Praevention-Management-Harnwegsinfektionen-Erwachsene_2024-05_1.pdf

AWMF: S3-Leitlinie Unkomplizierte Harnwegsinfektionen, Kurzversion 3.5.2017. https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/043-044k_S3_Harnwegsinfektionen_2017-05.pdf

IGel-Monitor: Evidenzbericht – Impfung und Immunprophylaxe zur Behandlung und Vorbeugung von Harnwegsinfektionen.
https://www.igel-monitor.de/fileadmin/user_upload/Evidenzbericht_ausfuehrlich_Impfung_Harnwegsinfekt.pdf

Springer Medizin: Leitlinien-Update Harnwegsinfektionen.
https://www.springermedizin.de/leitlinien-update-harnwegsinfektionen/26501908

Gemeinsamer Bundesausschuss (G-BA): Harnwegsinfektionen und Blasenekstrophie-Epispadie Komplex: S3-Leitlinien-Projekte des Innovationsausschusses erfolgreich abgeschlossen.
https://www.g-ba.de/presse/pressemitteilungen-meldungen/1209/

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