Mädchensprechstunde
Was genau die Mädchensprechstunde eigentlich ist und was dich dort erwartet, erfährst du in diesem Beitrag.

Inhaltsverzeichnis
Wichtig zu wissen: Du musst nicht alleine kommen, wenn du unsicher bist. Der Termin kann auch in Begleitung deiner Mutter oder einer Freundin erfolgen. Das Gespräch ist vertraulich. Wenn du bestimmte Fragen zu Verhütung, Menstruation, Monatshygiene, sexuell übertragbaren Krankheiten (Geschlechtskrankheiten), Impfungen, Krebsvorsorge oder Sexualität im Allgemeinen hast, kannst du sie der Frauenärztin oder dem Frauenarzt uneingeschränkt in der Mädchensprechstunde stellen! Sie oder er wird deine Fragen so ausführlich und verständlich wie möglich beantworten.
Der Gedanke, das erste Mal zur Frauenärztin oder zum Frauenarzt zu gehen, ist für viele Mädchen unangenehm. Die meisten jungen Frauen wissen nicht, was sie erwartet oder haben sogar Angst vor ihrem Termin. Genau aus diesen Gründen gibt es die sogenannten Mädchensprechstunden, die fast jeder Frauenarztpraxis als besondere Leistungen angeboten werden. Bei diesem Termin hast du die Möglichkeit, dir die Praxisräume und Untersuchungszimmer anzusehen. Sie dient lediglich der Information und Beratung, eine Untersuchung muss nicht erfolgen! Hauptsächlich geht es darum, einander kennenzulernen, Vertrauen zu schöpfen und wichtige Fragen zu klären. Die Mädchensprechstunde richtet sich vor allem an junge Frauen im Alter von 10 bis 20 Jahren.
Gynäkologische Untersuchung: Frauenärztin oder Frauenarzt
Muss es immer die (weibliche) Frauenärztin sein? Viele junge Mädchen bevorzugen ihre erste gynäkologische Untersuchung bei einer Frauenärztin. Doch Frauenärzte verfügen über das gleiche Wissen und sind ebenso in der Lage, dich über alles Wichtige zu informieren. Er behandelt täglich eine Vielzahl an Patientinnen und ist daher in gewisser Weise ›Frauenversteher‹. Teilweise berichten Patientinnen, dass sie die Behandlung beim Frauenarzt als sehr angenehm empfunden haben. Die Ärzte werden als besonders einfühlsam beschrieben. Möglicherweise liegt das daran, dass die Ärzte frauentypische Beschwerden gar nicht selbst erleben können. Mach dir am besten selbst ein Bild und entscheide nach deinem Bauchgefühl.
Aufklärung über gynäkologische Infektionen
Gynäkologische Infektionen und Geschlechtskrankheiten (STI = sexually transmitted infections) zählen zu den häufigsten Erkrankungen der weiblichen Geschlechtsorgane. Sie treten in den meisten Fällen im Bereich der Scheide auf, können aber auch den Gebärmutterhals, die Gebärmutterschleimhaut, die Eileiter oder Eierstöcke betreffen. Krankheitsverursacher sind Viren, Bakterien, Pilze oder Parasiten. Überdies führen gelegentlich auch allergische Reaktionen oder mechanische Reizungen zu Entzündungen im empfindlichen Intimbereich. Es juckt, brennt, der Ausfluss hat sich verändert oder es treten ungewöhnliche Unterbauchschmerzen auf? Dann ist ein Besuch bei einer Frauenärztin oder einem Frauenarzt unvermeidlich. Aber genauso die Aufklärung über solche Krankheiten ist ein essenzielles Thema in der Mädchensprechstunde.
Die häufigsten (sexuell übertragbaren) Infektionen der Geschlechtsorgane sind
- Bakterielle Vaginose
- Vaginale Candidas (Pilzinfektion)
- Trichomonas vaginalis (›Tripper‹)
- Herpesinfektion
- Entzündung des Gebärmutterhalses (mukopurulente Zervitis)
- Eileiter-/ Eierstpckentzündung (Adnexitis)
- Gebärmutterentzündung (Endometritis)
- Chlamydieninfektion
Verhütungsmethoden für junge Frauen
Wir haben hier bereits einen Beitrag zum Verhütungsmittel-Vergleich von hormonellen und hormonfreien Verhütungsmethoden erstellt. Neben der Pille (Antibabypille), die dir sicher schon ein Begriff ist, gibt es nämlich eine ganze Reihe anderer sicherer Verhütungsmittel, mit und ohne Hormone. In unserer FAQ findest du außerdem viele weitere Beiträge zum Thema Verhütung.
Ab dem 14. Lebensjahr kann deine Frauenärztin oder dein Frauenarzt dir auch ohne Begleitung deiner Eltern ein Verhütungsmittel verschreiben. Die Einnahme hormoneller Verhütungsmittel nimmt Einfluss auf deinen natürlichen Zyklus und hat Auswirkungen auf deinen gesamten Körper. Lass dich daher zuvor über Risiken und Nebenwirkungen umfassend beraten!
Zyklusstörungen und PMS
Hinter Zyklusstörungen in der Pubertät steckt oft eine Dysbalance des hormonellen Gleichgewichts, die sich erst einpendeln muss. Häufig findet sich als Ursache für eine solche hormonelle Dysbalance,
- eine übermäßige Belastung durch körperlichen oder psychischen Stress,
- vermehrte oder auch verminderte körperliche Betätigung und
- falsche Essgewohnheiten – sowohl ein Zuviel als auch ein Zuwenig. Das Körpergewicht ist nämlich zu diesem Zeitpunkt ein sensibles Maß für die Etablierung der neuen hormonellen Ausrichtung.
PMS in der Pubertät
Oftmals gekennzeichnet von unspezifischen Unterbauchbeschwerden, begleitet von Ausfluss, Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen bis zu kurzen Ohnmachtsanfällen. In der Mädchensprechstunde kannst du solche Beschwerden äußern.
PMS (prämenstruelles Syndrom) = Bündel aus körperlichen und psychischen Beschwerden, die einige Tage bis zwei Wochen vor Einsetzen der Periode auftreten können. Mit Einsetzen der Menstruation klingen die Symptome wieder ab. Zu den typischen Symptomen des PMS zählen
- Spannungsgefühle in den Brüsten und im Unterleib,
- Kopf-, Rücken-, Gelenks- oder Muskelschmerzen,
- Wassereinlagerungen,
- Schlafstörungen,
- Verdauungsprobleme,
- Hautunreinheiten und Akne sowie
- Heißhunger
- Gereiztheit und Erschöpfung,
- Konzentrationsprobleme.
Wie du siehst, nimmt das prämenstruelle Syndrom durchaus Einfluss auf die Psyche genauso wie den Körper samt Haut und Verdauung. Für viele Mädchen und Frauen bedeutet das eine deutliche Einschränkung im Alltag und Verschlechterung der Lebensqualität. Genau deshalb ist es wichtig und richtig, dass du bereits so früh wie möglich offen und ehrlich mit deiner Ärztin oder deinem Arzt darüber sprichst und gemeinsam daran arbeitest!
Mädchensprechstunde: Praxis finden
Wie kann ich an der Mädchensprechstunde teilnehmen?
Hat jede Frauenarztpraxis eine Mädchensprechstunde?
Notfallverhütung: Gynäkologische Leistungen
Du warst bisher nicht bei einer Frauenärztin oder einem Frauenarzt und hattest, vielleicht auch überraschend, deine ersten sexuellen Erfahrungen? Spätestens jetzt solltest du dir einen Termin in einer Frauenarztpraxis machen und erste gynäkologische Leistungen in Anspruch nehmen! Auch wenn du noch keine sexuellen Erfahrungen gemacht hast, ist eine Aufklärung über Notfallverhütung in der Mädchensprechstunde möglich.
Bei Unfällen oder sogenannten ›Verhütungspannen‹ muss schnell gehandelt werden. Die Kupferkette GyneFIX® bietet die sicherste Notfallverhütung nach dem Eisprung, die unabhängig vom Gewicht wirksam ist und bis zu 5 Tagen nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr eingesetzt werden kann.
Gibt es noch andere Beratungsstellen für die Mädchensprechstunde?
Bei Schwangerschaftsberatungsstellen kannst du dich kostenfrei über Verhütung informieren. Der Name der Beratungsstellen ist vielleicht irreführend, da dich eine Schwangerschaft vermutlich gerade nicht beschäftigt. Auf den Webseiten der pro familia findest du aber entsprechende Angebote in deiner Nähe. Die Beratung ist auch ohne Krankenkassenkarte möglich, falls das ein Hindernis für deinen Arztbesuch sein sollte. Eine richtige Mädchensprechstunde ist dies zwar nicht, kann aber dennoch eine große Hilfe sein.
Merke: Die pro familia Beratung ist auch ein toller Ansprechpartner, falls du in der Schule einen Vortrag über Verhütung halten musst.
Ohne Krankenkassenkarte zur Mädchensprechstunde
Falls du nicht möchtest, dass deine Eltern von deinem Termin wissen, kannst du auch ohne deine Karte zur gynäkologischen Praxis gehen! Anschließend musst du dich innerhalb von 14 Tagen bei der Krankenkasse anrufen und darum bitten, dass diese einen Nachweis über deine Versicherung an die gynäkologische Praxis sendet. Am besten klärst du das im Vorfeld mit der Praxis ab.